Vom Babyboom zur Kinderkrise?

Datum: Donnerstag, 24. August 2017 14:21

Den größten Sprung machte die Lausitz Klinik Forst – von 408 ging es auf 475 Geburten rauf. Das könnte auch mit der neuen Geburtenstation zusammenhängen, die 2015 in der Lausitz Klinik eröffnet wurde. Sie verfügt nun über sehr modern und komfortabel eingerichtete Ein- und Zweibettzimmer mit viel Platz und eigenem Sanitärbereich inklusive WC, Bidet und ebenerdiger Dusche. Ein Aufenthaltsraum für Angehörige oder das FC Energie-Fanzimmer sind weitere Höhepunkte. Das Forster Team der Geburtshilfe macht hier fast alles möglich: ob in der Entspannungswanne gebären, auf dem Gebärhocker, in aufrechter Haltung oder knieend. Sollte doch mal ein Kaiserschnitt nötig sein, verschafft die räumliche Nähe zur Chirurgie mit dem Sectio-OP durch kürzeste Wege mehr Sicherheit. Das warme Farbkonzept in der ganzen Station samt wandgroßen, hintergrundbeleuchteten Bildern in den einzelnen Zimmern erzeugt eine familiäre Atmosphäre. Nicht zuletzt sorgen die umfangreiche vorgeburtliche Diagnostik, Spezialsprechstunden und Vorbereitungskurse dafür, dass werdende Eltern der Geburt gut vorbereitet entgegensehen können. Man ist hier auch auf weiter steigende Geburtenzahlen vorbereitet: bis zu 600 Geburten im Jahr sind hier denkbar, wie uns eine Hebamme der Station mitteilte. Auch andere Lausitzer Geburtsstationen können auf einen breit gefächerten Service und ausreichende Kapazitäten verweisen. Insgesamt müssen sich Eltern wegen der Zunahme der Geburten zumindest in diesem Aspekt keine Sorgen machen: Die Lausitzer Geburtskliniken verfügen über ausreichend Kapazitä- ten und eine gute personelle Ausstattung. 


Das Comeback des Kinderwunsches

Doch wie kam es überhaupt zu dem neuen Babyboom? Was veranlasst plötzlich so viele Paare zum Kinderwunsch? Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig, scheinen ihren Ursprung aber schon vor rund 50 Jahren zu haben, zu Zeiten der damaligen Babyboomer-Generation. Zwischen 1960 und 1970 kamen so viele Kinder in BRD und DDR zur Welt, wie nie zuvor. Die Kinder dieses extremen Babybooms kamen dann in den Jahren 1985 bis 1990 selbst ins beste Alter zum Elternwerden. Ihre Kinder wiederum sorgen jetzt für die nächste Babywelle, die noch in den nächsten Jahren anhalten könnte. Danach könnten die Geburtenzahlen wieder sinken, wie es auch Anfang der 1970er- und Anfang der 1990er-Jahre der Fall war. 


Quellen: Statistisches Bundesamt

Wie die Infografik oben zeigt, lässt sich der momentane Babyboom also mit einem „natürlichen Geburtenzyklus“ begründen, der seit den 1960er-Jahren immer wieder für ein Auf und Ab der Geburtenzahlen sorgt. Die geburtenschwachen Phasen zwischen den Hochs werden übrigens tendenziell länger, weil die Eltern durchschnittlich immer älter werden: Zu DDR-Zeiten war es bei den Ottonormal-Eltern schon mit 22 Jahren Zeit für das Erstgeborene – nun ist es durchschnittlich erst mit 28,9 Jahren soweit. Das nächste Hoch könnte es demnach in den 2040er- und 50erJahren geben.

Ein weiterer wichtiger Grund für den Anstieg der Geburtenraten ist die verbesserte soziale und ökonomische Situation für Eltern, die erwerbstätig sind und trotz Kind arbeiten wollen. Die Arbeitsplätze sind sicherer geworden, die Löhne steigen. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter 3-Jährige und die sogenannte „Herdprämie“ geben Sicherheit, nach der Geburt Kinder und Beruf vereinbaren zu können. In Brandenburg werden Eltern ab Herbst 2018 nun auch durch das beitragsfreie letzte KitaJahr entlastet, in anderen Bundesländern gibt es da schon länger eine Unterstützung der Eltern, die teils bis zur gänzlich beitragsfreien Kita reicht. So erfüllen sich immer mehr Eltern nach abgeschlossener Ausbildung oder absolviertem Studium ihren Kinderwunsch.

Zu guter Letzt werden auch die Kinder von Geflüchteten nach und nach eingegliedert und sorgen für einen Anteil an der Erhöhung der Geburtenzahlen. Das Land Brandenburg nahm dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie zufolge allein im Jahr 2016 fast 10.000 Asylsuchende auf. Laut Innenstaatssekretärin Katrin Lange habe sich die Lage ein Stück weit stabilisiert, 2015 waren es mit rund 25.000 Flüchtlingen immerhin noch mehr als doppelt so viele. Auch die Kinder der Geflüchteten müssen in den Bedarfsplanungen von Kitas und Schulen berücksichtigt werden. Zusammen mit den Schwankungen der Geburtenzahlen über die vergangenen Jahrzehnte entstehen so neue Herausforderungen für Landkreise und Kommunen, die Anzahl der Schul- und Kita-Einrichtungen und das erforderliche Personal am vorerst wieder steigenden Bedarf anzupassen. Für Eltern wird es aber schon im Vorfeld der Geburt zunehmend enger.