Titelthema :: Seite 41
Wie bringen Eltern ihren Kindern
am besten Tischsitten bei?
Indem
sie das, was ihnen wichtig ist, vor-
leben. Eltern sind die wichtigsten
Vorbilder ihrer Kinder, auch beim
Essen. Kinder lernen vor allem da-
durch, dass sie das Verhalten ihrer
Umwelt nachahmen. Allerdings
sollten Regeln und Tischsitten dem
Entwicklungsland des Kindes ange-
passt sein. So gehört z. B. das Spie-
len mit dem Essen zur normalen
Entwicklung des Kindes, da es dem
Kind ermöglicht das Essen mit allen
Sinnen zu erfassen und zu erfahren.
Oft werden Rituale rund um die
Familienmahlzeit empfohlen, wie
können solche Rituale konkret aus-
sehen?
Ein beliebtes und häufiges Ritual
ist der Tischspruch oder das Gebet
zum Beginn der Mahlzeit. Ein an-
deres Ritual kann auch sein, dass
es an einem bestimmten Wochen-
tag immer ein „Kinderessen“ gibt.
Der Phantasie der Familie sind hier
keine Grenzen gesetzt.
Das Thema Süßigkeiten sorgt in Fa-
milien oft für Diskussionen – haben
Sie Tipps, wie Eltern damit umge-
hen?
Zunächst einmal: Eltern sollten
selbst mit Süßigkeiten genauso um-
gehen, wie sie es von ihren Kindern
erwarten. Auch hier gilt die Vorbild-
rolle. Es ist wichtig, Kindern den be-
wussten Umgang mit Süßigkeiten
zu vermitteln. Die Devise lautet:
Bewusst naschen, statt nebenbei
knabbern. Werden Süßigkeiten am
Fernsehen, beim Spielen oder aus
Langeweile gegessen, geht leicht
die Kontrolle verloren. Einplanen
von „Naschzeiten“ [...]
So können Zweijährige z. B. helfen
die Salatsoße anzurühren. Sie kön-
nen helfen den Tisch zu decken, Ge-
müse zu waschen oder gemeinsam
mit Ihnen eine Pizza zu belegen.
Lassen Sie die Kinder so viel wie
möglich selbst machen, das stärkt
ihr Selbstbewusstsein, ihre Kom-
petenz und die Motorik. Ältere Kin-
der können Sie langsam mit einem
Küchenmesser oder Gemüseschä-
ler vertraut machen. Wichtig ist, ih-
nen hier die Gefahren zu verdeutli-
chen, ihnen geduldig den Umgang
zu erklären und sie zu beobachten.
Es ist richtig, dass die gemeinsame
Zubereitung der Mahlzeit mit Kin-
dern oftmals länger dauert. Hierbei
handelt es sich nicht um reine Kü-
chenarbeit. Die gemeinsame Zeit,
der Spaß sowie die Vermittlung
von Alltagskompetenzen stehen
klar im Vordergrund. Ganz neben-
bei regt selber Kochen den Appe-
tit und die Lust zum Probieren an.
Welche grundsätzlichen Regeln
sollten am Tisch für alle Familien-
mitglieder gelten?
Wenn wir von der Familienmahlzeit
in Ruhe und als Raum zum gemein-
samen Austausch sprechen, dann
versteht es sich von selbst, dass jeg-
liche Ablenkung wie Handy, Fern-
sehen oder Radio hier keinen Platz
haben. Gleiches gilt auch für die
oftmals beliebte Zeitung beim Es-
sen. Regeln, die von allen einge-
halten werden müssen, sind geben
den Kindern Sicherheit. Zur besse-
ren Akzeptanz sollten die Tischre-
geln gemeinsam von der ganzen Fa-
milie festgelegt werden. Die Regeln
selbst können ganz unterschiedlich
sein, wie gemeinsamer Beginn und
Ende der Mahlzeit, nicht vom Tel-
ler des Nachbarn essen, die Ellen-
bogen gehören während des Essens
nicht auf den Tisch oder den ande-
ren aussprechen lassen. Die Fami-
lie sollte sich in den Regeln wieder-
finden, da sie nur so gelebt werden.
Gibt es Gesprächsthemen, die
nicht an den Essenstisch gehören?
Generell sollte der Esstisch nicht
zum „Problemtisch“ werden. Für
die schlechte Note in Mathe sollte
ein anderer Raum gefunden wer-
den. Werden beim Essen immer
nur Probleme besprochen, so wird
die gemeinsame Familienmahlzeit
schnell zum Verdruss führen und
keiner freut sich mehr auf den Ge-
nuss in gemeinsamer Runde. Auch
wenn es mal nicht so ein angeneh-
mes Thema ist, sollten Gespräche
die sich am Tisch ergeben, nicht
abgeblockt werden. Vielmehr ist
darauf zu achten, dass diese The-
men dann kindgerecht kommuni-
ziert werden.
Können Eltern schon von Kleinkin-
dern verlangen, dass diese am Tisch
sitzen bleiben, bis alle aufgegessen
haben?
Eltern sollten das Ziel haben, Kin-
dern die Bedeutung des gemeinsa-
men Beginns und Endes der Mahl-
zeit zu vermitteln. Hierzu kann man
auch ganz klar Regeln definieren.
Selbstverständlich kann ein Klein-
kind diese Regeln noch nicht so ein-
halten wie z. B. ein 5-Jähriger. Hier
ist der Weg das Ziel. Sind mehrere
Kinder am Tisch, so kann man auch
festhalten, dass man so lange sitzen
bleibt, bis alle Kinder mit dem Es-
sen fertig sind. Was man vermeiden
sollte, ist das „Essen nebenbei“.
Das bedeutet, dass Kinder beim Es-
sen immer wieder aufstehen, sich
mit einer anderen Sache beschäfti-
gen und dann wieder an den Tisch
kommen um den nächsten Löffel
zu essen.
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