Interview :: Seite 45
milie in deinem Leben?
Familie ist für jeden Men-
schen ein ganz wichtiger Anker, der in schwierigen
und auch guten Zeiten Halt gibt. Familie holt dich
auch runter, wenn du dabei bist, abzuheben. Des-
halb ist Familie unfassbar wichtig. Familie ist oft
der einzige Ort, an dem man ein ehrliches Lachen
erhält – oder ein ehrliches Weinen.
Deine Eltern haben sich getrennt, als du in die
Schule kamst, hat das bei dir besondere Spuren
hinterlassen?
Ich würde lügen zu sagen, das hat
keine Spuren hinterlassen. Man schreibt als Musi-
ker viel über das, was man nicht hat. In meiner Fa-
milie habe ich bis heute das Gefühl, dass das Gefü-
ge nicht hinhaut. Das gehört aber zu mir. Ich freue
mich immer wieder, Familien zu erleben, die eine
Einheit bilden und miteinander glücklich sind. Ich
bin leider ein Scheidungskind, was mir manchmal
sicher auch anzumerken ist. Es fällt mir schwer,
Bindungen zu Menschen zu finden, die ich neu
kennenlerne. Vermutlich hat das damit zu tun. Fa-
milie ist eben das einzige, was man im Leben nicht
kaufen kann. Deshalb sollte man auch aufpassen,
dass man sie nie verliert.
Wie spiegelt deine Musik diese Erfahrungen wie-
der?
Die Familie oder generell die Liebe zu ande-
ren Menschen spielt in meinen Songs immer eine
Rolle. Bei mir geht es auch um Freundschaften, die
man gewinnt und verliert. Das findet manchmal
auch zwischen den Zeilen statt.
Familie und Heimat sind auch wichtige Themen in
deinen Videos, der Cottbus-Hymne des ersten Al-
bums folgte zur Single „lauter leben“ des zweiten
Albums ein Video mit deinem Bruder, seid ihr trotz
des großen Altersunterschieds ein Herz und eine
Seele?
Leider sehe ich meinen kleinen Bruder sehr
selten. Wir sind uns zum Glück aber sehr ähnlich
und haben die gleiche Energie. Man merkt es auch
im Video, dass es bei uns dieses Selbstverständnis
gibt. Ich habe das Video auch benutzt, um eine
schöne Zeit mit meinem kleinen Bruder zu verbrin-
gen. Es ist nämlich die Schattenseite der Musik,
Alexander Knappe ist mit seinen gefühl-
vollen Liedern, in denen neben vielen
Emotionen auch viel Heimat steckt, seit
Jahren ein musikalischer Botschafter der Lausitz.
Seine Konzerte mit dem Philharmonischen Orches-
ter des Staatstheaters und seine Auftritte bei den
Cottbuser Jugendweihen verbinden verschiedenste
Generationen in Lausitzer Familien auf besondere
Weise. Eltern finden seine Musik ebenso cool wie
Kids und Jugendliche – und auch im lausebande-
Team wird er immer wieder gern gehört und be-
gleitet lange Redaktionsabende. Viele Gründe also,
mit dem sympathischen Musiker zu sprechen:
Du lebst in Berlin, hast dort viele Freunde, warum
ist die Lausitz dennoch die große Heimat für dich?
Ich bin in der Lausitz aufgewachsen und sie hat
mich zu dem gemacht, was ich bin. Ich bin aber
auch jemand, der gerne aus sich herausgeht, etwas
riskiert und auch mal über den Tellerrand schaut.
Aber man merkt schnell, was einem fehlt, wenn
man es nicht mehr hat. Deshalb beobachte ich mei-
ne Lausitzer Heimat und komme gern immer wie-
der nach Hause.
Viele junge Menschen ziehen hier weg, sind regel-
recht froh, rauszukommen – warum siehst du das
anders?
Das muss im ersten Moment gar nicht so
schlecht sein, etwas anderes sehen zu wollen. Ich
glaube, der große Teil von jenen, die gehen, kommt
auch wieder zurück. Sie kommen mit Erfahrungen
und Ideen wieder, die sie dann in die Lausitz ein-
bringen können – das ist gut. Aber wir wissen na-
türlich, dass es in der Lausitz wirtschaftliche Pro-
bleme gibt. Viele müssen sich anderswo um einen
Job kümmern, da ist sicher die Politik gefragt. Aber
ich halte die Lausitz für einen sehr interessanten
Ort, auch abseits von Fußball und Vattenfall. Es ist
eine tolle Heimat, in der man bleiben oder in die
man zurückkehren kann. Das versuche ich auch in
meinen Liedern zu sagen.
Die Familie ist für dich ein guter Grund, immer
wieder zurückzukehren – welche Rolle spielt Fa-
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