Vom Babyboom zur Kinderkrise?

Datum: Donnerstag, 24. August 2017 14:21

So hat die Stadt Lübbenau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz eine Reihe von Investitionen festgeschrieben, um mehr Kita- und Hort-Plätze anbieten zu können. „Bei den Kita- und insbesondere Hortplätzen gibt es im Landkreis derzeit einen etwas erhöhten Bedarf. Das resultiert auch aus der Asylthematik“, sagte Theresa Pusch aus dem Sachbereich Öffentlichkeitsarbeit/Wirtschaftsförderung auf unsere Anfrage. Eine Reaktivierung der ehemaligen Kita „Diesterweg“, ein Umzug der Boblitzer Kita „Storchennest“ und ein Ausbau der Kita „Wichtel“ könnte hier den nötigen Raum schaffen. Außerdem soll der Hort „So aktiv“ Gebäude oder Container bekommen, um mehr Kinder aufzunehmen. Die Situation für ABC-Schützen ist im Landkreis OberspreewaldLausitz etwas besser – die steigenden Schülerzahlen sorgen hier eher dafür, dass zukünftig keine Schulen geschlossen werden müssen.

Ähnlich sieht es in der Region Weißwasser aus. Um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, soll eine neue Kita in der Nähe der Eisarena entstehen – laut Thomas Heinrich vom Baureferat bis zur zweiten Jahreshälfte 2018. Der rund 4 Millionen Euro teure Bau wird bis zu 130 Kinder aufnehmen. Ebenfalls in Planung ist zudem ein neues Hortgebäude im hinteren Bereich der Geschwister-Scholl-Grundschule.

Im Landkreis Spree-Neiße sei die Situation laut Kerstin Schulz aus dem Fachbereich Kinder, Jugend & Familie entspannt. Zwar besuchen mit knapp 8.000 Kindern im Jahr 2016 fast 1.000 Kinder mehr die Kitas des Landkreises, als noch 2011 (damals: 7.076) – dem wachsenden Bedarf an Kita- und Schulplätzen könne man aber trotzdem gelassen entgegenblicken, da in den letzten Jahren schon neue Einrichtungen eröffnet wurden. So eröffnete die neue inklusive Kita in Spremberg direkt am Spreeufer und nicht weit entfernt die neu gebaute Kita in Groß Luja. Auch die Kinder und Pädagogen in Klein Döbern konnten sich über eine neue Einrichtung freuen. Zahlreiche weitere kleine und große Baumaßnahmen in Kindertagesstätten im gesamten Kreisgebiet unterstreichen, dass der Kreis für den steigenden Kita-Bedarf vorgesorgt hat – und falls doch mal ein Engpass entstehen sollte, könne immer noch auf Ausnahmegenehmigungen zur Erhöhung der Anzahl an Kitaplätzen zurückgegriffen werden.


Der sichere Kitaplatz

Um den konstant hohen Geburtenzahlen in der Lausitz Herr zu werden und die Nachfrage an Kitaplätzen zu bedienen, haben Landkreise und Kommunen also schon einige Maßnahmen in die Wege geleitet. Für Eltern könnte das bedeuten, dass die Suche nach einem Kita-Platz in der Region in den nächsten Jahren zumindest nicht noch schwieriger als derzeit wird. Aber Entwarnung bedeutet das keineswegs. Selbst bei den „Humi-Kids“ im Cottbuser Stadtteil Neu-Schmellwitz beträgt die Wartezeit aktuell rund ein halbes Jahr. In der Vergangenheit hatte man hier häufig Probleme, die Plätze überhaupt zu belegen. Bei Kitas in der Stadtmitte und sozial stärkeren Stadtgebieten kann man diese Wartezeit locker verdreifachen. Auch in Senftenberg könnte die Suche nach einem Kitaplatz zu einem schwierigen Unterfangen werden. Werdende Eltern sollten die Situation in ihrer jeweiligen Kommune also rechtzeitig in Erfahrung bringen.

In immer mehr Orten hilft nur eines: Rechtzeitig in der Kita anrufen und einen Platz auf der Warteliste beanspruchen. Wann dieser beansprucht werden kann, ist von Kita zu Kita unterschiedlich – hier müssen sich Eltern bei den einzelnen Kitas informieren. Man sollte es aber generell so früh wie möglich machen, am besten schon während der Schwangerschaft. So empfiehlt die Jugendhilfe Cottbus eine Anmeldung zwischen dem 4. und 7. Schwangerschaftsmonat.

Eine Übersicht über alle Kitas in der Region findet man zum Beispiel auf www.kita.de oder auf www.kitanetz.de. Wenn hier eine Kita angibt, noch freie Plätze zu haben, sollte man schnell zum Hörer greifen – sofern man die Einrichtung ansprechend findet. Bei der Wahl der richtigen Kita sollten sich Eltern zuvor allerdings einen gründlichen Überblick über die Ausstattung und das Personal verschaffen, da der Betreuungsschlüssel vielerorts nicht eingehalten wird. Viele Kitas, die noch freie Plätze anbieten, liegen möglicherweise in weniger beliebten Wohngebieten oder haben nicht die beste Ausstattung zu bieten.

Wer sein Kind tagsüber betreut wissen möchte, muss übrigens nicht zwingend auf eine Kita zurückgreifen. Eine gute Alternative können auch Tagesmütter sein. Die meisten Tagesmütter nehmen maximal fünf bis sechs Kinder auf – hier ist der Betreuungsschlüssel in der Regel also wesentlich besser. Einen Überblick über die Tagesmütter gibt es beim jeweiligen Jugendamt. Auch Babysitter können bei der Kinderbetreuung helfen. Auf www.betreut.de kann man nach beiden Alltagshilfen suchen.


Der Schulplatz

Wenn die Pfiffikusse und Schlauberger das sechste Lebensjahr vollendet haben, kommt die aktuelle Kinderwelle auch auf die Grundschulen zu. Um den Bedarf an Schulplätzen festzustellen, erstellen die Landkreise und die kreisfreie Stadt Cottbus deshalb alle fünf Jahre den sogenannten Schulentwicklungsplan. Im Schulentwicklungsplan 2017-2022 der Stadt Cottbus wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, um das Angebot an Schulplätzen zu erweitern – denn vor allem in den wachsenden Stadtteilen Cottbus-Mitte und Cottbus-Ströbitz stoßen die Schuleinrichtungen an ihre Grenzen.

Spätestens bis zum Jahr 2020/21 soll daher am Standort in der Hallenser Straße 5a eine weitere Grundschule mit zwei Klassen pro Jahrgang entstehen. An diesem Standort war bis 2009 noch die Förderschule für Sprachauffällige beheimatet. Auch in bereits bestehenden Cottbuser Schulen wird es Veränderungen geben: In der Christoph-Kolumbus-Grundschule in Sandow kommt in den Schuljahren 2017/18 und 2018/19 je eine dritte erste Klasse dazu. Die ErichKästner-Grundschule soll erweitert werden, um Platz für durchgängig drei Klassen pro Jahrgang zu schaffen. Der Bau ist für das Jahr 2018 geplant. Die AstridLindgren-Grundschule in Sandow befindet sich bereits im Umbau, hier werden sechs neue Unterrichtsräume geschaffen. Die Spreeschule soll wegen des wachsenden Bedarfs ab 2018/19 den Standort in der Makarenkostraße nutzen.

Ein neues Schulgebäude will auch der Landkreis Dahme-Spreewald eröffnen. Ab dem Schuljahr 2019/20 soll es soweit sein. Wo genau die Schule entstehen und wie groß sie sein soll, wird eine Machbarkeitsstudie klären. Auch über den inhaltlichen Schwerpunkt der Schule wurde noch nicht entschieden.

Für den Landkreis Spree-Neiße führe der neue Zuwachs an Grundschülern nach der ein oder anderen Schließung von Grundschulen wie 2004 in Heinersbrück nicht zu einer Überlastung, sondern zu einer Sicherung des Bestands für die nächsten Jahre. Als notwendig angesehen wird allerdings die Gründung einer weiterführenden Schule westlich von Cottbus. Sie soll den Bereich zwischen Drebkau, Kolkwitz und Welzow abdecken und vier bis fünf Klassen pro Jahrgang aufnehmen. Mit diesem Vorhaben stößt das Schulamt des Landkreises Spree-Neiße allerdings auf Widerstand der benachbarten kreisfreien Stadt Cottbus. Hier hat der Bildungsausschuss Angst, dass ihnen dadurch selbst die Schüler im Ludwig-Leichhardt-Gymnasium, Humboldt-Gymnasium oder in der Sachsendorfer Oberschule ausgehen. Einigkeit gab es noch nicht, Eva Szramek, Leiterin des Schulamtes in Forst, hält das Vorhaben des Spree-NeißeKreises aber für angemessen: „Bei der Erarbeitung der jetzigen Planungen habe sich deutlich gezeigt, dass im südwestlichen Kreis eine weiterführende Schule fehlt“.