Interview :: Seite 38
Leute wie Stan Laurel oder Buster Keaton haben das
mit so viel Gefühl und physischer Berechnung und
Analytik gespielt, dass die vermittelte Naivität eine
hohe Kunst war. Diese Schauspieler waren hoch-
intelligente Personen. Ich bin sicher von Natur aus
eher ein lauter Schauspieler. Und wenn man mich
von der Leine lässt, dann kommt so etwas wie der
Boris dabei heraus. Mir hat es irre Spaß gemacht,
ein bisschen auf die Kacke zu hauen.
Alle Kinder wollen den Bösen spielen, der ist meist
interessanter. Ist das unter erwachsenen Schau-
spielern auch so?
Das ist in Deutschland sicher ein
Thema für sich. Wir haben hier die klassische Hel-
denstruktur total verloren. Es gibt in Deutschland
keine Helden mehr, das haben wir damals nach
dem Krieg an den Nagel gehängt. Mit der gebro-
chenen Identität war es natürlich schwer, Typen
zu formen, die die Welt retten. Unsere Helden sind
immer Antihelden und auch die Bösen sind meist
gebrochene Typen. Ich kenne keinen deutschen
Film mit klassischen Bösewichten wie Dirty Harry,
die durch und durch böse sind. Die Heldenfiguren,
die das amerikanische Blockbusterkino ausmachen,
sehen wir uns in Deutschland zwar gern an und fin-
den sie auch cool, wir würden sie aus dem eigenen
Land heraus aber nie zulassen. Dafür sind wir ein-
fach zu sehr Verlierer – und das ist vielleicht auch
ganz gut so.
Um bei der Frage zu bleiben: Wenn Sie in Hollywood
Batman oder Joker spielen dürften, wen würden Sie
wählen?
Natürlich den Joker. Den neuen Joker spielt
übrigens Jared Leto, das ist auch ein feiner Kollege.
Zurück zu Rico und Oskar, schauen Sie den Film
im Kino zusammen mit ihrem sechsjährigen Sohn?
Das ist ja einer der Gründe, warum ich diesen Film
überhaupt gemacht habe. Endlich kann ich mit mei-
nem Kleinen mal zusammen einen Film schauen,
bei dem ich mitspiele. Er möchte das ja immer gern
sehen. Die meisten Filme, in denen ich mitgespielt
habe, kann er auch in absehbarer Zeit noch nicht
sehen. Ich freue mich und finde es toll, das jetzt
teilen zu können. Zum Dreh habe ich ihn auch mal
mit ans Set genommen. Ein Kinderfilm bietet auch
die perfekte Möglichkeit, einem Kind zu zeigen, wie
das alles funktioniert und diesen Beruf zu entmys-
tifizieren.
Sie sind in einer Schauspielerfamilie ausgewachsen
und standen von klein auf vor der Kamera. Tritt Ihr
Sohn schon in Ihre Fußstapfen?
Überhaupt nicht.
Der Kleine hat noch so viel zu erleben und soll erst
einmal herausfinden, was ihm Spaß macht. Das ich
sehr früh vor der Kamera stand, war auch eher ei-
nem Zufall geschuldet. Wenn es nach meiner Mutter
gegangen wäre, hätte ich das damals nie gemacht.
Ich will aber auch nicht „nie“ sagen, weil es im Le-
ben manchmal einfach so kommt. Ich forciere das
bei meinem Sohn aber in keiner Art und Weise.
Nachdem RICO und OSKAR im letzten
Sommer die Kinozuschauer im Sturm er-
oberten, kehren die beiden pfiffigen Jungs
in dem Film RICO, OSKAR UND DAS HERZGEBRE-
CHE am 11. Juni 2015 auf die deutschen Kinolein-
wände zurück. In diesem Film ist alles etwas bun-
ter, etwas quietschiger und slapstickhafter, was
vielleicht auch damit zu tun hat, dass es dieses Mal
nicht um einen bösen Mann geht, der kleine Kin-
der entführt. Dadurch scheint der Film eher auch
für eine etwas jüngere Klientel konzipiert, die sich
köstlich amüsieren dürfte.
Rico, Oskar und das Herzgebreche
Hier den offiziellen
Kinotrailer anschauen




