Interview :: Seite 39
Wer war eigentlich der Leinwandheld Ihrer Kind-
heit?
Meine Helden waren Tom & Jerry und die
Muppet Show. Mary Poppins, Rauchende Colts,
vielleicht noch Pan Tau. Filmegucken ging damals
ja erst jenseits der zwölf Jahre los.
Zu Ihrer Vaterrolle im realen Leben: Sie sind selbst
ohne Vater groß geworden. Prägt das Ihre Rolle in
Ihrer Familie heute?
Das kann ich schwer sagen, das
ist auch eine hypothetische Frage. Natürlich ist es
für mich als einstiges Kind ohne Vater sehr wichtig,
dass mein Sohn seinen Vater hat. Insofern war für
mich klar, dass ich immer für ihn da bin.
Unsere Vätergeneration Mitte 40 ist für die eigenen
Kinder häufiger eher Spielkamerad als konsequente
Orientierungshilfe, wie halten Sie das?
Beides, ich
versuche das so gut es geht zu vereinbaren. Es wäre
doch schade, wenn das eine oder das andere auf der
Strecke bleiben würde. Wenn ich von einem Spiel-
vater ausgehen würde, wer soll dann die Ansagen
machen? Ich kann ohnehin mit vielen gesellschaft-
lichen Normen, die es in Bezug auf Erziehung gibt,
nicht viel anfangen. Da habe ich zu den meisten
Sachen keine Meinung. Für mich ist vieles in der Fa-
milie eine menschliche Selbstverständlichkeit, auch
wie wir uns als Eltern die Erziehung aufteilen.
Was ist Ihres Erachtens das Wichtigste, dass ein Va-
ter seinem Sohn mitgeben sollte?
Liebe. Liebe, Ver-
trauen, Aufmerksamkeit und Ehrlichkeit.
… das sind hohe Werte, die muss man aber auch
vorleben!
Ja, und man muss es nur vorleben! Kinder
hören gar nichts. Viele Leute denken ja, dass man
Kinder dadurch erzieht, dass man ihnen irgendet-
was erzählt. Das ist falsch. Es interessiert ein Kind
Null, was du erzählst. Was ein Kind interessiert ist,
was du tust. Kinder hören nicht, Kinder sehen. Du
kannst einem Kind noch so viel erzählen, wenn du
dich konträr dazu verhältst, dann hat das keinen Be-
zug zur Realität. Kinder merken das sofort.
Zurück zum Film: Demnächst starten schon die
Dreharbeiten für den dritten Teil der Rico- und Os-
kar-Reihe, wird da ein Bleibtreu mit am Set sein?
Nein, der kommt ja in den Knast und wird so schnell
sicher nicht wieder draußen sein.
Wenn Sie sich einen Film für sich und ihren Sohn
wünschen dürften, was wäre der Inhalt, wer wür-
de mitspielen und wer Regie führen?
Ich würde
unheimlich gern … ach nein, das verrate ich nicht,
ich bin ja nicht bescheuert. Das mache ich irgend-
wann hoffentlich selbst. Für mich ist die klassische
Kinderliteratur immer noch eine tolle Fundgrube.
Von Harry Potter abgesehen, hat sich da bei uns gar
nicht so viel getan. Beim Geschichtenvorlesen habe
ich gemerkt, dass die coolen Bücher immer noch die
gleichen wie in meiner Kindheit sind. Ob der Maul-
wurf Grabowski, die Raupe Nimmersatt, Jim Knopf
und die wilde 13 – und auch in der Jugendliteratur
ist Michael Ende nach wie vor das Geilste, was es
gibt. Bei guten Kindergeschichten hat sich nicht viel
geändert. Das ist bei den Filmen ähnlich. Die Käst-
ner-Geschichten, das fliegende Klassenzimmer oder
Krieg der Knöpfe – hier könnte man sicher noch die
ein oder andere Geschichte für die Leinwand erzäh-
len. In diese gute Tradition passen meines Erach-
tens auch die Filme mit Rico und Oskar.
Vielen Dank für das Interview.
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