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haben Anspruch auf regelmäßige Stillpausen von
bis zu einer Stunde täglich. Eine Herausforde-
rung bedeutet Stillen im Job dennoch: Im Ideal-
fall bringt der Partner das Kind zu den Mahlzeiten
ins Büro und nimmt es danach wieder mit nach
Hause. Alternativ kann die Mutter zum Stillen
nach Hause fahren. Wenn das nicht möglich ist,
kann Milch-Abpumpen eine Alternative sein.
Karrierefalle Teilzeit?
Frauen, die nach dem Babyjahr wieder zurück in
den Job kehren, reduzieren fast immer die Arbeits-
zeit, nur 15 Prozent arbeiten danach weiter Vollzeit.
40 Prozent arbeiten weniger als 25 Wochenstunden.
Die Teilzeitquote steigt seit Jahren stetig an.
Die Männer dagegen arbeiten weiter Vollzeit,
manchmal sogar mehr als vor dem ersten Kind –
das wegfallende Gehalt der Frau muss schließlich
kompensiert werden. Das große Plus, wenn Frau-
en Teilzeit arbeiten: Sie kehren überhaupt in den
Job zurück. Hätten Sie nur die Möglichkeit einer
40-Stunden-Woche, würden sie den Wiedereinstieg
vielleicht weiter hinaus zögern. So bleibt ihnen die
Chance, zu arbeiten, aber trotzdem Zeit mit dem
Nachwuchs zu verbringen. Denn seien wir mal ehr-
lich: Ein 8-Stunden-Tag mit Mittagspause, An- und
Abfahrt zum Büro für beide Partner würde darauf
hinaus laufen, dass wir die Kinder in die Kita brin-
gen, danach wieder abholen, zu Hause bliebe dann
noch Zeit für Abendessen und eine Gute-Nacht-Ge-
schichte. Ohne Frage gibt es genug Paare, die den
Spagat zwischen Familie und Beruf auch mit zwei
Vollzeit-Stellen meistern – für die Mehrheit ist das
aber keine Lösung. Sei es, dass sie sich keine Haus-
haltshilfe oder Nanny leisten können oder einfach
mehr Zeit mit den Kindern verbringen möchten.
Insofern ist Teilzeit durchaus eine attraktive Lösung
– sie sollte aber nur eine Übergangslösung sein.
Denn die Nachteile liegen ebenfalls auf der Hand:
Geringeres Einkommen, spätere eine niedrige Ren-
te. Die Gefahr besteht, beruflich abgehängt zu wer-
den, Aufstiegsmöglichkeiten zu verpassen und bei
wichtigen Projekten außen vorgelassen werden.
Simone Olbrich, Leiterin der Servicestelle Arbeits-
welt und Elternzeit in Potsdam, rät Frauen daher:
„Davon abgesehen, dass jede Familie ihr individu-
elles Vereinbarkeitsmodell finden muss, empfehlen
wir den Müttern: Sie sollten möglichst frühzeitig
wieder in den Beruf einsteigen und auch möglichst
bald wieder in Vollzeit. Es ist ganz wichtig, dass
Frauen frühzeitig nach Bekanntwerden der Schwan-
gerschaft gemeinsammit ihrem Arbeitgeber planen,
welches Arbeitszeitmodell für sie nach der Eltern-
zeit in Frage kommt. Wann will ich wieder einstei-
gen, wie viele Stunden möchte ich arbeiten? Genau-
so wichtig ist es, während der Elternzeit regelmäßig
Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten zu halten.
Was auch zur Vereinbarkeit dazu gehört: Binden Sie
Ihren Mann in die Familienarbeit mit ein.“
Aus diesem Grunde empfehlen Experten: Möglichst
„viel“ Teilzeit, also lieber 30 Stunden als 20 Stun-
den. Und möglichst nur zeitlich begrenzt in Teilzeit
arbeiten. Sobald die Kinder größer werden und we-
niger Mama brauchen, kann man weiter aufstocken.
Wenn es für den Partner denkbar und machbar ist,
kann eine leicht reduzierte Arbeitszeit für Mutter
und Vater eine faire Lösung sein.
Führungskraft mit Kindern?
Noch schwieriger ist es für Führungskräfte. In
Deutschland ist es gängige Meinung, dass eine Füh-
rungsposition mit Teilzeit-Arbeit nicht vereinbar ist.
Für Manager ist stattdessen die 50-Stunden-plus-
Woche die Regel. Die Präsenzkultur ist auf Füh-
rungsebenen immer noch verbreitet. Wer Karriere
machen will, von dem wird erwartet, dass er täglich
mindestens acht Stunden anwesend ist und stets
für Dienstreisen und Überstunden bereit ist. Ganz
gleich ob Großkonzern oder Mittelständler, Mütter
in Führungspositionen sind die Ausnahme.
Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten und Beispie-
le für Lösungsmodelle. Eine Chance für Frauen, die
gern mit Kindern Karriere machen wollen, bietet das
Arbeitszeitmodell Jobsharing. Dabei wird eine freie




