Titelthema :: Seite 53
nach zwei Wochen wieder vernachlässigt werden.
Dass sich die Mühe lohnt, belegen Studien. Dem-
nach gehen nach der Kur Krankheiten, Arztbesu-
che und Medikamentenkonsum zurück, die Mütter
können besser mit Problemen und Stresssituatio-
nen umgehen und ihre Lebenszufriedenheit steigt.
Eine Langzeitstudie zeigte, dass knapp die Hälfte
der Frauen die stationäre Heilbehandlung am Ende
auch längerfristig als erfolgreich beurteilte, weitere
drei von zehn Frauen empfanden sie sogar als sehr
erfolgreich. Mütter leiden zudem seltener an psychi-
schen Beschwerden und Rückenproblemen und sei-
en entspannter im Umgang mit ihren Kindern.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Nachsorge-Möglich-
keiten in Anspruch zu nehmen. Anders als bei einer
„klassischen“ Reha durch die Rentenversicherung
sind reguläre Nachsorge-Konzepte nach einer Mut-
ter-Kind-Kur bisher nicht gesetzlich vorgesehen. Da
ist die Eigeninitiative der Eltern gefragt. Unter dem
Dach der Wohlfahrtsverbände wie AWO, Caritas
oder DRK finden sich entsprechende Beratungsstel-
len, die nicht nur im Vorfeld der Kur mit der Bean-
tragung helfen, sondern auch im Nachgang.
Wer nach einiger Zeit dennoch feststellt, dass im
Grunde wieder eine Kur sinnvoll wäre, muss in der
Regel vier Jahre warten, bevor er eine neue Kur be-
antragen kann.
Um von vornherein keine falschen Illusionen auf-
zubauen: Auch wenn das Bild immer noch verbrei-
tet ist: Eine Mutter-Kind-Kur ist kein Urlaub auf
Kassenkosten. Die Mütter und teils auch die Kinder
haben täglich Therapien und Anwendungen. Die
Kur soll ihnen die Möglichkeit geben, sich außer-
halb des Alltags mit Job, Kindererziehung, Haus-
halt, Essenkochen etc. vor allem auf sich und ihre
Bedürfnisse und auf gemeinsame Zeit mit den Kin-
dern zu konzentrieren.
Die in der Regel dreiwöchigen stationären Maß-
nahmen sind ganzheitlich ausgerichtet, sie bein-
halten ein umfassendes medizinisches und psy-
chosoziales Angebot. Das konkrete Angebot richtet
sich nach den individuellen Beschwerden und
Erkrankungen der Mutter. Physiotherapie gehört
ebenso dazu wie Sozialtherapie und medizinische
Anwendungen. Dazu gehören z.B.: Tanzkurse,
Entspannungsübungen, Massagen, Wirbelsäulen-
gymnastik, Therapiegespräche, Ernährungsbera-
tung, Kreativangebote. Fast immer wird auch den
geschlechtsspezifischen Lebenslagen von Frauen
– etwa im Hinblick auf Krankheiten, auf Rollenbil-
der, auf Sozialisationserfahrungen Rechnung ge-
tragen. Das Fachpersonal in den Kliniken umfasst
Diplompsychologen, Sport- und Physiotherapeu-
ten, Diätassistenten, Sozialpädagogen, Erzieher
und Pflegepersonal.
Während der Kur lernen Mütter, Strategien und
Lösungen für ihren Alltag zu Hause zu erarbeiten.
Ziel ist eine deutliche Verbesserung der aktuellen
Situation, auch über das Ende der Kur hinaus.
Nach der Kur ist vor der Kur?
Damit diese dem Fußball entlehnte Redewendung
nicht wahr wird, ist es wichtig, das in der Kur Er-
lernte im Anschluss in den Alltag zu retten. Auch
wenn die meisten Mütter nach Ende der Kur schnell
wieder im Hamsterrad aus Job, Kindern und Haus-
halt landen, sollten sie versuchen, regelmäßig klei-
ne Zeitinseln für sich zu nehmen.
Wie solche Entspannungstechniken oder Deeska-
lationsstrategien aussehen, wie man die gewonne-
nen Erkenntnisse im Alltag umsetzt, all das lernen
die Frauen in der Kur. Eine gute Selbstorganisation
gehört ebenso dazu wie eine realistische Zeiteintei-
lung und faire Aufgabenverteilung innerhalb der
Familie. Wichtig ist vor allem, dass diese kleinen
Veränderungen im Alltag von Dauer sind und nicht
Zum Schluss lassen wir noch einige Mütter zu
Wort kommen, die in verschiedenen Internet-
foren über ihre Kurerfahrungen berichten:
„Das hat mein Leben verändert, ich habe 33
Kilogramm abgenommen, mache heute viel
Sport – das haben die Kuren bei mir ausgelöst.“
„Ich war auf Kur und fand es toll. Ich würde
morgen wieder fahren. Allerdings waren in
meiner „Gruppe“ auch 2 Mütter, die vorzeitig
abreisten.“
„Vier Wochen nach der Rückkehr spüre ich die
Auswirkungen der Kur sehr deutlich – ich bin
auf der Wohlfühlskala bei einer realistischen
8,5 angelangt. Ich bin ruhiger und wieder viel
belastbarer.“




