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Titelthema :: Seite 26

cken die Lebensmittel ursprünglicher. Kinder ent-

wickeln einen besseren Geruchs- und Geschmacks-

sinn, wenn sie von klein auf hochwertige, wenig

verarbeitete Lebensmittel essen und trinken. Ein

hoher Nitratgehalt kann gerade für Babys kritisch

sein. Da der Organismus von Babys und Kleinkin-

dern unter drei Jahren sehr empfindlich ist, gel-

ten für diese Lebensmittel in Deutschland strenge

Richtlinien. In der Diätverordnung ist festgelegt,

dass spezielle Lebensmittel für Kinder unter 36

Monaten frei von Pestiziden und sonstigen Schad-

stoffen sein müssen und dass künstliche Farb-,

Konservierungs- und Aromastoffe und Süßstoffe

verboten sind. Aus diesem Grund stehen auch viele

Babyprodukte vom Brei bis zur Reiswaffel in Bio-

qualität im Regal.

Damit lässt sich eine wichtige Frage beantwor-

ten: Warum sollten Kunden zu den meist teure-

ren Bioprodukten greifen, wo doch Lebensmittel

in Deutschland ohnehin streng kontrolliert sind?

Ein wichtiges Argument der Biobranche: Sie sind

gesünder. Da Biobauern beim Anbau von Obst

und Gemüse komplett auf chemisch-synthetische

Pestizide verzichten, deutlich weniger Zusatzstoffe

verwenden und in der Tierhaltung soweit wie mög-

lich auf Antibiotika verzichten, gelten biologisch

erzeugte Lebensmittel als gemeinhin gesünder.

Sie enthalten weniger Schadstoffe, dafür mehr ge-

sundheitsfördernde Stoffe wie Omega-3-Fettsäuren

und sekundäre Pflanzenstoffe. Inwiefern sich der

Konsum von Biolebensmitteln im Vergleich zu

konventionell erzeugten tatsächlich positiv auf

die Gesundheit auswirkt, wurde wiederholt in

Studien untersucht, ist aber umstritten. So weisen

einige Untersuchungen darauf hin, dass das Risi-

ko für Hautausschläge und Allergien sinkt, wenn

man sich hauptsächlich bio ernährt. Umstritten

ist auch, inwieweit bestimmte Zusatzstoffe oder

Schadstoffe tatsächlich krank machen. So wird da-

vor gewarnt, dass ein zu hoher Nitratgehalt, wie er

z.B. beim Erwärmen von Spinat entsteht, krebser-

regend ist und das Erbgut sowie den Embryo schä-

digen kann.

In Untersuchungen von Ökotest oder Greenpeace

schneiden Bio-Lebensmittel durchweg besser ab

als jene ohne Biosiegel. Völlig frei von Schadstof-

fen sind auch sie nicht, aber sie enthalten deutlich

weniger der mehr als 300 nachweisbaren Pestizide.

Wer nicht immer auf Bioqualität achten kann oder

möchte, der kann – so die Ergebnisse einer um-

fangreichen Greenpeace-Studie – bei einigen Sor-

ten auch auf das Biosiegel verzichten.

Diese Sorten sind häufig mit Pestiziden belastet,

hier sollte man besser bio kaufen:

Johannisbeeren, Stachelbeeren, Weintrauben, Him-

beeren, Melone, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen,

Erdbeeren, Petersilie, Paprika, Zucchini, Grünkohl,

Auberginen, Radieschen, Salat, Bohnen

Bei diesen Sorten tut es auch konventioneller

Anbau, hier ist die Pestizidbelastung geringer:

Bananen, Kiwis, Zitronen, Orangen, Ananas, Äpfel,

Mandarinen, Pfirsiche, Brokkoli, Chicorée, Fenchel,

Spargel, Zwiebeln, Kartoffeln, Eisbergsalat, Spinat,

Blumenkohl, Möhren

Für Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau

gilt: Entweder gründlich waschen oder schälen und

nach dem Schälen Hände waschen, dann landen

nämlich viele der Pestizide im Abfluss statt im Kör-

per. Völlig ohne Pflanzenschutzmittel kommt auch

die Biobranche nicht aus. Das weiß auch, wer einen

Garten hat und dort anbaut oder wer mal einen Ap-

fel vom Baum am Straßenrand aufgelesen hat. Der

ist garantiert ungespritzt aber für die Ladentheke

leider nicht schön genug. Was Würmer und Maden

angefressen haben, wollen wir Kunden nicht kau-

fen. Daher gilt für Ökolandwirte: Sie dürfen natür-

liche Pflanzenschutzmittel wie Kupfer und Schwefel

einsetzen, die durchaus umstritten sind, da sie der

Umwelt schaden. Kupfer ist ein natürliches Schwer-

metall, das sich im Boden anreichern kann und

©BLE, BonnFoto Thomas Stephan