Titelthema :: Seite 28
Region kommen. Denn generell gilt: Bio ist nicht
gleich regional. Und bio ist auch nicht gleich fair. Es
gibt extra Siegel für Produkte, die aus fairemHandel
stammen und soziale Standards bei der Produktion
garantieren. Anfang 2014 hat der Handel das soge-
nannte Regionalfenster eingeführt, das allerdings
freiwillig ist. Es soll dem Kunden Orientierung bie-
ten, welche Lebensmittel (vorwiegend) aus Zutaten
aus der Heimat bestehen. Wer aber im April Appetit
auf Äpfel hat oder das ganze Jahr über deutsche Kar-
toffeln essen möchte, steht vor der Frage: Lagerware
von hier oder frische Ware aus Übersee? Die Ökobi-
lanz fällt ähnlich aus: Sowohl der weite Transport
als auch die Kühlung im Lager verbrauchen reich-
lich Energie. Wer sich für die deutschen Kartoffeln
entscheidet, stützt die heimische Wirtschaft. Der
Goldstandard lautet also: bio, regional und saisonal
kaufen. Das heißt aber auch: Erdbeeren gibt es nur
jetzt in der Saison, Äpfel sind erst ab August wieder
von heimischen Bäumen zu haben und Bananen
müssten ganz vom Speiseplan gestrichen werden.
Das ist nicht immer umzusetzen und manchmal
auch den lieben Kleinen schwer zu vermitteln. Da-
her gilt: Wann immer es möglich ist, sollten Eltern
zu frischer Saisonware aus der Region greifen.
Wenn das nicht geht, sind auch die Biobananen aus
Costa Rica gut genug fürs Gewissen.
Wo gibt es bio-Lebensmittel?
Biolebensmittel gibt es mittlerweile fast überall: im
Supermarkt, in der Drogerie, imNaturkostladen, auf
demWochenmarkt, im Internet. Wem das Standard-
Bio genügt findet im Supermarkt und Discounter ein
vielfältiges und relativ preiswertes Bio-Sortiment.
Im Naturkostladen und im Reformhaus bezahlt man
mehr, bekommt aber auch fachkundige Beratung
und Produkte von Bioanbauverbänden, die über
den Mindeststandards liegen. Auf Wochenmärkten
erhält man frische Saisonware direkt vom Biobau-
ern. Dort stehen auch Kleinbauern, die ihr Obst
und Gemüse nur auf dem Markt anbieten und auf
Biosiegel verzichten. Sie erkennt man an Hinwei-
sen wie „nicht gespritzt“ oder „ohne Chemie“. Sie
können durchaus eine Alternative zu bio sein. Wer
einen Biobauernhof in der Nähe hat, kann sich auch
dort nach Hofverkauf erkundigen. Im Internet gibt
es zahlreiche Händler, die Bioprodukte verkaufen,
ein beliebter Trend sind sogenannte Abokisten. Wö-
ten Spaltböden. Die maximale Anzahl an Tieren
ist begrenzt. Ferkel müssen zur Kastration betäubt
werden. Eine Teilumstellung des Betriebs ist nicht
möglich. Seit 2011 gibt es das Projekt www.Meine-
kleineFarm.org. Das Motto: Wir geben Fleisch ein
Gesicht. Auch hier kommen Fleisch und Wurst aus
artgerechter Tierhaltung. Kauft der Kunde ein Glas
Leberwurst oder eine Salami, wird es mit einem Por-
traitfoto des verarbeiteten Tieres versehen. Der Kun-
de soll wissen, woher das Tier kommt und er soll
bewusster Fleisch essen. Die Produkte sind deutlich
teurer als im Supermarkt, das Ziel dahinter: Weniger
Fleisch essen. Da der in westlichen Ländern hohe
Fleisch- und Wurstkonsum ohnehin als ungesund
und umweltschädigend gilt, wird auch von Ärzten
immer wieder empfohlen: Möglichst wenig Fleisch
konsumieren – das schützt die Umwelt und die Ge-
sundheit. Kinder sollten höchsten zwei bis drei Mal
pro Woche Fleisch oder Wurst essen, weißes Fleisch
vom Geflügel gilt als gesünder als rotes Fleisch vom
Schwein oder Rind. Wer sicher gehen möchte, dass
es dem Tier gut ging und dass sich keine Rückstän-
de von Antibiotika im Fleisch finden, kauft Wild,
idealerweise aus der Region. Wer Fisch kauft, kann
auf das blau-weiße MSC-Siegel achten – es steht für
nachhaltige Fischerei ohne Überfischung von Be-
ständen.
Wo könnte bio besser werden?
Trotz all dieser Vorteile von Biolebensmitteln gibt
es die Kritiker und Skeptiker. Ihre Argumente: Auch
auf Biohöfen leiden die Tiere, weil es auch dort
Massentierhaltung gibt. Bio-Pflanzenschutzmittel
schaden Böden und Tieren. Die jährlichen Kontrol-
len auf Biohöfen werden vorher angekündigt, so
dass Mängel unter Umständen verheimlicht werden
können. Lebensmittelskandale oder der Nachweis
unerlaubter Schadstoffe erschüttern gelegentlich
auch die Biobranche. Die Vorwürfe sind berechtigt.
Die Standards und die Kontrollen sind ausbaufähig.
Doch Bio ist oft nachhaltiger und umweltfreundli-
cher als nicht-Bio. Verbandsbio wiederum ist noch
besser als EU-Standard-Bio. Noch besser ist: beim
Bauernhof vor Ort kaufen und sich anschauen, wo
die Möhren wachsen und die Rinder grasen, die spä-
ter auf dem Teller landen. Ein weiterer Vorteil, wenn
Kunden ihre Biolebensmittel von einem regionalen
Hof beziehen: Sie wissen, dass die Produkte aus der




