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Titelthema :: Seite 40

Voraussetzungen für Pflegeeltern

• Da Pflegekinder wegen ihrer Erfahrungen im

Elternhaus oft „schwierig“ sind, sollten Pflege-

eltern belastbar, tolerant, offen und einfühlsam

sein. Humor und Gelassenheit helfen ungemein.

Selbstverständlich sollten sie Kinder mögen und

sich gern mit ihnen beschäftigen.

• Eine spezielle Ausbildung ist außer für die profes-

sionelle Sonderpflege besonders traumatisierter

oder behinderter Kinder nicht erforderlich.

• Der Altersabstand zwischen Pflegekind und

Pflegeeltern sollte dem natürlichen Eltern-Kind-

Abstand entsprechen, wenn möglich nicht mehr

als 40 Jahre.

• SowohlverheiratetealsauchunverheiratetePaare,

gleichgeschlechtliche Paare, kinderlose Famili-

en, aber auch Alleinstehende können Pflegekin-

der bei sich aufnehmen.

• Die Pflegeeltern sollten finanziell abgesichert und

nicht auf das Pflegegeld angewiesen sein.

• Die Wohnung bzw. das Haus sollten groß genug

sein, um ein oder mehrere Kinder bei sich aufzu-

nehmen, ein eigenes Kinderzimmer für das Pfle-

gekind ist wünschenswert.

• Je nach Alter und Betreuungsbedürfnis des Kin-

des sollte ein Elternteil zu Hause bleiben oder nur

in Teilzeit arbeiten.

• Die Religionszugehörigkeit spielt nur insofern

eine Rolle, dass versucht wird, auf die Wünsche

der leiblichen Eltern Rücksicht zu nehmen.

• Die Pflegeeltern sollten gesundheitlich in der

Lage sein, das Pflegekind zu versorgen.

• Für Pflegeeltern mit eigenen Kindern: Das Pflege-

kind sollte das jüngste oder älteste sein (Alters-

abstand von mindestens 3 Jahren zu den eigenen

Kindern wird empfohlen). Günstig ist es, mindes-

tens zwei Pflegekinder aufzunehmen, einige Bun-

desländer haben eine Maximalzahl festgelegt.

• Kriminelle Vergangenheit ist ein Ausschlusskrite-

rium, man muss ein polizeiliches Führungszeug-

nis vorlegen.

Wer schon eigene Kinder hat, sollte diese unbedingt

in die Entscheidung miteinbeziehen, ob Pflegekin-

der aufgenommen werden. Denn die Entscheidung

über weiteren Familiennachwuchs von außen be-

trifft die eigenen Kinder stark. Und ein „fremdes“

Kind ist noch mal etwas anderes als die leibliche

Schwester oder der Bruder. Sie sollten entsprechend

ihres Alters darüber aufgeklärt werden, was auf

die Familie zukommt. Sie sollten wissen, dass das

Pflegekind gerade in der ersten Zeit vielleicht etwas

anstrengend sein kann, dass es vielleicht mehr Zeit

und Aufmerksamkeit von den Eltern braucht, dass

die leiblichen Kinder ihre Spielsachen auch mit

dem neuen Geschwisterkind teilen müssen. Wenn

die eigenen Kinder dem Ganzen aufgeschlossen ge-

genüber stehen, kann das Projekt Pflegefamilie be-

ginnen. Je größer der Altersabstand zwischen Pfle-

gekind und eigenem Kind ist, desto reibungsloser

verläuft in der Regel der Alltag.

Wer die Voraussetzungen erfüllt und sich vorstellen

kann, Pflegekinder bei sich aufzunehmen, wendet

sich an den zuständigen Träger, in den Lausitzer

Landkreisen und Städten ist das in der Regel das

örtliche Jugendamt (Kontakte am Ende des Artikels)

und bewirbt sich als Pflegefamilie. Es kann sinnvoll

sein, zunächst an einem Infoabend für (interessier-

te) Pflegeeltern teilzunehmen oder sich mit anderen

Pflegeeltern auszutauschen.

Dann erfolgt die offizielle Bewerbung als Pflegefa-

milie. Das Jugendamt prüft zunächst die Eignung

als Pflegefamilie und fordert dazu Unterlagen an:

• polizeiliches Führungszeugnis

• ärztliches Attest

• ausgefüllter Fragebogen vom Jugendamt

• Lebensbericht (mit Informationen zu eigener

Kindheit, Lebenssituation, Motivation)

• Einkommensnachweis

Auf die schriftliche Bewerbung folgen Gespräche

mit Fachleuten, die Teilnahme an Seminaren. In

der Regel kommen die zuständigen Mitarbeiter zum

Hausbesuch, um sich die Gegebenheiten vor Ort an-

zusehen. Ob man als Pflegeeltern geeignet ist, ent-

scheidet am Ende das Jugendamt. Diese Phase von

der Interessensbekundung bis zur Genehmigung

dauert etwa sechs Monate. Ist man offiziell als Pfle-

gefamilie registriert, heißt es warten: Bis das erste

Pflegekind kommt, können Tage vergehen, manch-

mal auch Monate. Das hängt von der Region ab,

vom Bedarf an Pflegefamilien, aber auch davon, ob

Pflegekind und Pflegefamilie zueinander passen.