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Titelthema :: Seite 38

nisse“ handelt. Das ist bei kleineren Kindern bis

ins Grundschulalter fast immer der Fall. Erst später

können schlimme Geheimnisse, in denen Gewalt,

Drogen oder Mobbing eine Rolle spielen, Jugendli-

che belasten. Die sollten Eltern nicht einfach igno-

rieren. Die schönen Geheimnisse, die meistens ab

dem Vorschulalter vor den Eltern geheim gehalten

werden, sollte man respektieren. Egal ob es der

Inhalt einer Schatztruhe ist oder die Phantasiege-

schichte, von der nur die beste Freundin erfahren

darf. Das Schaffen und Hüten von Geheimnissen ist

ein weiterer Schritt in Richtung Eigenständigkeit,

eine erneute Abgrenzung gegenüber den Eltern.

Weihnachtsmann & Schnullerfee

Aber was ist nun mit Weihnachtsmann und

Schnullerfee? Darf ich mein Kind da anlügen? Ja.

Eltern von kleineren Kindern sollten Osterhase und

Co. nicht als Lüge ansehen, sondern als zauberhaf-

te Illusion, als Gefährten durch die magische Zeit

und ein Stück weit auch als sympathische Erzie-

hungshelfer. Warum sollte ich einem Kind, das an

Gespenster glaubt, aber auch an den Nikolaus und

die Schlaffee – diese Illusion frühzeitig rauben?

Die meisten Kinder sind schon Wochen vor dem

Heiligen Abend aufgeregt und voller Vorfreude, sie

schauen morgens aufgeregt unter das Kopfkissen,

ob die Schlaffee etwas gebracht hat. Und sie lassen

sich den Nuckel lieber von der Schnullerfee weg-

nehmen, als von Mama und Papa. Kinder im magi-

schen Alter leben in einer Welt voller zauberhafter

Geschichten und Figuren. Eltern fällt es schwer,

sich in diese Phantasien hineinzuversetzen und

doch ist es einen Versuch wert. Solange ein Kind an

den Weihnachtsmann glaubt und glauben möchte,

können Eltern diesen Wunsch respektieren und

unterstützen. Der Nachwuchs wird früh genug von

allein unter den roten Mantel schauen. Kaum ein

Kind wird seinen Eltern später Vorwürfe machen,

weil sie es so lange angelogen haben. Vielleicht

ist die große Tochter sogar stolz, dass sie endlich

in ein gut gehütetes „Erwachsenen-Geheimnis“

eingeweiht wurde und ihre jüngere Schwester das

noch nicht wissen darf.

Irgendwann sind die Kinder reif für die Wahrheit

vom Weihnachtsmann. Mit dem Ende des magi-

schen Alters zwischen etwa 6 und 9 Jahren verab-

schieden sich auch Zahnfee, Gespenster und die

imaginären Freunde. Jetzt werden sich die Kleinen

auch bei den großen Fragen nicht mehr mit er-

dachten Geschichten zufrieden geben. Sie wollen

jetzt – altersgerecht – erklärt haben: Wo komme

ich her? Was passiert, wenn ich sterbe? Warum

gibt es Erdbeben? Was ist hinter den Wolken? Die

Eltern werden merken, wann ihr Kind für welche

Wahrheiten bereit ist.

Literaturtipps

Für Eltern

• Wie viel Wahrheit braucht mein Kind? Von klei-

nen Lügen, großen Lasten und dem Mut zur Auf-

richtigkeit in der Familie, Irmela Wiemann

• Ich hab aber nicht geschwindelt!, Heike Baum

• Kleine Lügner, kleine Diebe, Julia Dibbern

• Wenn Kinder lügen, Gertrud Ennulat

Für Kinder

• Leo Lausemaus sagt nicht die Wahrheit,

ab 3 Jahren

• König Wirklichwahr, ab 4 Jahren

• Füchse lügen nicht, ab 8 Jahren

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